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Kurdische Geschichte chronologisch Teil 1 - Es werden keine Beiträge geschrieben.

von BahACOOL am 28.02.2010 14:40

10.000 bis 6.000 v.Chr.: Zwischen Euphrat und Tigris entstehen die Grundlagen der Zivilisation, des Ackerbaus und der Viehzucht. Die Seßhaftigkeit wird typisch für die Wohn- und Siedlungsweise; Dörfer und Städte, Tempeln und Festungen werden errichtet, Bewässerungsanlagen und Stauwerke angelegt.

3000 v.Chr.: Sumerer, Babylonier und etwas später auch die Assyrer, alles einst große Reiche im Vorderen Orient erwähnen in ihren Keilschrifttexten das Volk der Guti, Qurti oder Kurtie; deren Land (östlich des Tigris) man Gutium oder Kar-da nannte.

2150 v.Chr.: Die Guti erhoben sich fortwährend gegen die Sumerer, besiegten sie schließlich und bildeten eine ca. einhundert Jahre andauernde Vorherrschaft in dem heutigen Zentralkurdistan.

1100 v.Chr.: Assyrische Truppen erobern das Volk der Guti.

1000 v.Chr.: Die Meder lassen sich zwischen Urmiya und Vansee nieder. Sie leisteten Widerstand einerseits gegen die Perser andererseits gegen die Assyrer, die ein großes Sklavenimperium errichteten. In diesem Kampf erstarken die Meder.

900 bis 700 v.Chr.: Die Guti nehmen das Medische an.

612 v.Chr.: Die Meder erobern und zerstören die Hauptstadt des assyrischen Imperiums. Dieses historische Ereignis ging in die kurdische Kultur ein als das Neujahrsfest Newroz (21. März); dieses Fest symbolisiert den Aufstand der Kurden (hier Aufstand Kawas; mythischer Held) gegen die tyrannische Herrschaft und dessen Zerschlagung.

Die Meder errichten das Reich Medien, welches das gesamte heutige Kurdistan umfaßte, und siedelten sich in diesem Gebiet ein. Dieser Prozeß des Seßhaftwerdens war die Grundlage für die Bildung der kulturellen, sprachlichen und territorialen Einheit der Meder, welche die Basis für eine kurdische Zusammengehörigkeit schufen.

599 v.Chr.: Zarathustra (Philosoph und Reformator) in Medien geboren. Seine Lehre sind der monotheistische Glauben (Ahura Masda) und ethischer Dualismus. Für Zarathustra ist das Leben ein ständiger Kampf zwischen Gut und Böse, Wahrheit und Lüge und Licht und Finsternis.

550 v.Chr.: Die Perser unter König Kyros unterwerfen das Mederreich und gründen das persische Achämenidenreich. Das heutige Gebiet Kurdistans fällt unter ihre Herrschaft. Mit der Niederwerfung der Meder durch die Perser begann eine Phase der Okkupation, Ausplünderung und der Kriege um Kurdistan.

331 v.Chr.: Alexander der Große besiegt das persische Reich. Kurdistan fällt unter hellenische (griechische) Herrschaft.

60 v.Chr.: Die Römer, die im Westen ein Großreich gegründet hatten, okkupierten die gesamte Region. Beginn der römischen Kolonisierung.

260 bis 630 n.Chr.: Das römische Reich und die persische Sassaniden Dynastie bekämpfen sich ununterbrochen um die Vorherrschaft. Der Krieg findet auf kurdischem Siedlungsgebiet statt. Der ständige Kriegszustand zwang die Kurden sich in die Berge zurückzuziehen, wo sie Schutz für ihre Existenz fanden.

637 n.Chr.: Eroberungswelle der arabischen Herrscher beginnt. Die bis dahin teils zarathustrischen Kurden werden zwangsislamisiert. Das kurdische Volk kämpfte lange Zeit gegen die Islamisierung und beteiligte sich an zahlreichen Aufständen gegen die islamische Zentralregierung in Damaskus.

Der Islamisierungsprozeß hatte in den folgenden Jahrhunderten, neben kulturellen Einflüssen, vor allem eine starke Feudalisierung der kurdischen Gesellschaftsstrukturen zur Folge. Trotz der durch die arabische Hegemonie bestehenden Einschränkungen entstanden mehrere kurdische Dynastien:

912 bis 1015 Hassanawiden in Süd-Kurdistan
990 bis 1096 Merwaniden in West-Kurdistan mit der Hauptstadt Diyarbakir
1174 Chaddadiden in Nord-Kurdistan
1029: Ein alttürkischer Stamm, die Seldschuken aus Kleinasien nomadisierend, immer auf der Suche nach neuen Weideplätzen für ihre Viehherden dringen immer weiter nach Westen vor; andere Stämme schlossen sich ihnen dabei an. Die seldschukische Herrschaft wuchs und wuchs und wälzte sich unaufhaltsam nach Westen.

04.07.1187: Der Kurde Saladin Ayub leistet den Eroberungszügen der Kreuzfahrer erfolgreich Widerstand und erobert am 2. Oktober Jerusalem. Dieser Sieg rettete nicht nur die Herrschaft der Araber in Palästina, er bedeutete gleichzeitig eine Vorentscheidung für die weiteren Kreuzzüge.

1245: Die Mongolen erobern große Teile von Kurdistan und hinterlassen grausame Verwüstungen.

1500 bis 1840: Kurdistan wird Schauplatz der Kämpfe zwischen dem Osmanischen (gegründet 1301) und Persischen Reich. Die Osmanen und Perser legten großen Wert darauf, die Unterstützung der kurdischen Feudalherren zu erlangen. So kam es, daß die Kurden auf beiden Seiten kämpften.

Zweifellos ist der militärische Erfolg der Osmanen nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß es ihnen gelang durch entsprechende Zugeständnisse die Loyalität der kurdischen Stammesführer zu gewinnen. Die politischen Zugeständnisse der Zentralregierungen an die kurdischen Herrscherfamilien führten dazu, daß die kurdische Kultur zur Zeit des Osmanischen Reiches eine Blütezeit erfuhr;

Dichter wie Ahmed-e Xanê vervollkommneten die kurdische Philosophie und Poesie, ca. im Jahr 1695 entstand das Epos ‘‘Mem û Zîn".

1596: Das Geschichtswerk "Serefname" (Pracht der kurdischen Nation) mit dem ersten vollständigen Überblick über die kurdische Geschichte wird fertiggestellt von Serefhan, Fürst von Bitlis.

1639: Durch das "Kasr-i Sirin-Abkommen", dem Vertrag zwischen Osmanen und Persern, wurde die osmanisch-persische Grenze festgelegt; Kurdistan wurde hier zum ersten Mal aufgeteilt. Damit war der Auftakt einer negativen Entwicklung für Kurdistan gegeben.

Als das Osmanische Reich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Aufgrund der aufstrebenden industriellen Entwicklung Europas technisch und wirtschaftlich ständig zurückfiel und somit in seinen Fundamenten erschüttert wurde, verloren die kurdischen Fürstentümer zusehends an ihrer Autonomie.

Das im Westen allmählich zerfallende Osmanische Reich legte seinen Schwerpunkt auf Kurdistan, beschränkte die Autorität der kurdischen Fürsten, steigerte die wirtschaftliche Ausbeutung, führte ein Steuersystem ein und benutzte das kurdische Volk um Teile seiner Armee zu rekrutieren.

Aufgrund der sich verstärkenden Unterdrückung durch das Osmanische Reich kam es unter der Führung kurdischer Fürsten zu zahlreichen Aufständen, die ihren Höhepunkt zwischen 1830 und 1880 erreichen. Alle die unten genannten Aufstände wurden blutig niedergeschlagen:

Babazade Abdulrahman Aufstand1806 in Mosul
Babazade Ahmed Pasa Aufstand1812 in Mosul
Aufstand der Yeziden1830 in Hakkari
Cizre Bedirxan Aufstand1831 in Botan
Bitlis Serifxan Aufstand1831 in Bitlis
Gurzum Aufstand1839 in Diyarbakir
Bedirxan Osman und Hüseyin Pasalar Aufstand1877 in Mardin / Cizre
Ubeydullah Aufstand1881 in Hakkari
Bedirxan Emin Ali Aufstand1889 in Erzincan
Seyx Selim Sebahattin und Ali Aufstand1912-1913 in Bitlis
1897 / 98: Das "Erste Kurdische Nationalkomitee" und die Zeitung "Kurdistan" werden gegründet.

1916: Die Alliierten schließen geheime Verträge (Sykes-Picot-Abkommen) über die Aufteilung Kurdistans. Die Deportation von 700.000 Kurden nach Westanatolien beginnt.

30.10.1918: Das Osmanische Reich kapituliert und wird auf einen türkischen Reststaat reduziert.

April 1919: Aufstand unter Scheich Mahmud Barzinji in Sulaimania Süd-Kurdistan (Irak) gegen das englische Mandat. Barzinji wird verraten, vor ein britisches Gericht gestellt, zu Tode verurteilt, dann begnadigt und nach Indien verbannt. Der Aufstand der Kurden wird niedergeschlagen.

1920: Beginn des Aufstandes von Simko, einem kurdischen Führer aus Ost-Kurdistan (Iran). Als sich aufgrund eines Abkommens die sowjetischen Truppen 1922 aus dem Gebiet zurückziehen, marschiert die iranische Armee ein und zerschlägt den Aufstand. Die Truppen Simkos fliehen zu anderen Stämmen der Region.

1926: erneuerter Aufstand unter Simko.

1930 wird Simko bei Verhandlungen mit Vertretern Teherans ermordet.

10.08.1920: Vertrag von Sêveres; Die Kurdenfrage wurde in den Artikeln 62-64 behandelt und es wurde von einem autonomen Kurdenstaat gesprochen.

24.07.1923: Vertrag von Lausanne; Von einem kurdischen Nationalstaat keine Rede mehr, zugleich Aufteilung Kurdistans in vier Staaten; der Türkei, dem Irak, Iran und Syrien.

Unter Mustafa Kemal, der sich später Atatürk nennen ließ, hatte sich ein umgreifender, rücksichtsloser Nationalismus entwickelt, der die Türken prägte. Die Angst durch die griechischen Angriffe trieb er die Türken zur beschleunigten Organisierung.

So reiste Atatürk am 19.04.1919 nach Kurdistan, um dort die Unterstützung der kurdischen Fürsten zu gewinnen. Mustafa Kemal versammelte die mächtigsten Stammesfürsten in Sivas und Erzurum auf einem Kongreß. Es gelang ihm, viele der kurdischen Stämme in den Kampf gegen die Griechen einzubeziehen, indem er –damals von einem "zukünftigen Staat der Türken und Kurden" und Kampf der Moslime gegen die Christen" redete. Überzeugt von der Sache, kämpften die Kurden in einem Krieg, den die Türken selbst den "Türkischen Befreiungskrieg" nennen.

Am 29.10.1923: wurde die Türkische Republik von Mustafa Kemal gegründet. In seiner Staatsdoktrin, dem Kemalismus, haben Minderheiten in der Türkei keinen Platz. "Dieses Land ist ein Land der Türken. Wer nicht von rein türkischer Herkunft ist, hat nur ein Recht in diesem Land; Das Recht, Diener zu werden; Das Recht Sklave zu sein." (Mahmut Esat, ehemaliger Justizminister der Türkei)

Daraufhin verbreiten sich unter der kurdischen Bevölkerung große Unruhen, da sie sich von den Kemalisten hintergangen fühlten; in den folgenden Jahren begannen die Kurden mehrere Aufstände, welche brutal niedergeschlagen wurden.

Januar 1925: Bei einer unter Kontrolle des Völkerbunds durchgeführten Volksabstimmung in Süd-Kurdistan (Irak) entscheidet sich die Mehrheit der Kurden gegen einen Anschluß an den Irak und für die Unabhängigkeit.

Am 16.12.1925: entscheidet sich der Rat des Völkerbunds entgegen der durchgeführten Volksabstimmung und auf britische Forderungen hin, der Annexion des südlichen Kurdistan (Erdölregion Mossul) durch den irakischen Staat zu. Die Anteile der Irakischen Erdölgesellschaft gehen zu 52,5 % an eine englische, zu 21,25 % an eine amerikanische, und zu 21,25 % an eine französische Firmengruppe.

März 1925: Scheich Sayid Aufstand in Nordwest-Kurdistan (Türkei), nach wenigen Monaten gewaltsam beendet.

August 1927: Gründungskongreß von "Hoyboun" (Unabhängigkeit), einer nationalen kurdischen Liga. Darin schließen sich alle Organisationen und Parteien zusammen, die nach dem 1. Weltkrieg gegründet worden waren.

1929: Die Wahlen zum irakischen Parlament werden in den kurdischen Gebieten boykottiert. Die Kurden verfassen einen Appell an den Völkerbund, Sorge dafür zu tragen, daß die Rechte der Kurden sichergestellt werden.

In Sulaimania kommt es im September zu einer Demonstration von Schülern und Studenten, die die Unabhängigkeit fordern. Das Eingreifen der irakischen Truppen wird von den Kurden mit einem bewaffneten Aufstand beantwortet. Auf kurdischer Seite kostet der Aufstand 30 Menschen das Leben, Hunderte werden verletzt.

1930 bis 1932: Ararat Aufstand in Nordwest-Kurdistan (Türkei), Forderung nach einem autonomen Staat.

Mai 1932: Ankara verkündet ein Gesetz zur Deportation und Verschleppung der Kurden. Mehrere 100.000 Kurden werden nach Zentral –und Westanatolien deportiert.

03.10.1932: Unter Führung von Ahmed Barzani, dem Bruder von Mullah Mustafa Barzani, kommt es in Süd-Kurdistan (Irak) zu Aufständen, die von der britischen Luftwaffe niedergeschlagen werden. Die Briten nehmen Mullah Mustafa Barzani schließlich fest und stellen beide unter Hausarrest in Sulaimania.

1937: Saadabad-Abkommen zwischen der Türkei, dem Irak, dem Iran und Afghanistan, in dem auch ein koordiniertes Vorgehen bei der Bekämpfung der Kurden vereinbart wird.

1936 bis 1938: Volksaufstand in Dersim. Dieser Aufstand wird nach zwei Jahren niedergeschlagen. Die Rache des türkischen Staates war derart brutal und grausam, daß kaum Regung in der Region bis in die 70er Jahre war.

Gründung der Partei "Freiheitliebendes Kurdistan" in Ost-Kurdistan (Iran). In ihrem Programm fordert die Partei das Selbstbestimmungsrecht für die Kurden. 1942 Auflösung der Partei. Am 16.09.1942 gründet sich die "Auferstehungspartei Kurdistans", kurz JEKAF. Ihr politisches Programm lautet: "Was man den Kurden durch Gewalt weggenommen hat, können die Kurden nur durch Gewalt zurückbekommen". Umbenennung der JEKAF in die Demokratische Partei Kurdistans-Iran, I-KDP.

Bei einem Erdbeben in der Nordkurdischen Provinz Erzincan (Südost-Türkei) sterben 32.372 Menschen. 135.000 Häuser wurden zur Trümmerhaufen.
Erbeben in Varto bei Mus. Über 3.000 Tote und 20.000 zerstörte Häuser.
Bei einem schweren Erdbeben in Van kommen 3.837 Menschen ums Leben. Über 100.000 kurdische Bauern und ihre Familien wurden obdachlos. Der örtliche (türkische) Militärkommandant wird in einer Zeitung zitiert mit dem Satz: "Laßt die Leute doch sterben, es sind ja nur Kurden".
Erdbeben in Erzincan. 1.331 Tote und Tausende von Verletzten. 1992: Erdbeben in Erzincan. 653 Tote Tausende Verletzte und obdachlose kurdische Familien
1943 bis 1945: Mullah Mustafa Barzani gelingt die Flucht aus dem Arrest in Sulaimania, Süd-Kurdistan (Irak). Er organisiert neue Aufstände, die sich bis nach Ost-Kurdistan (Iran) ziehen. Er legt der Regierung in Bagdad ein Memorandum vor, in dem kulturelle und wirtschaftliche Interessen der Kurden sichergestellt werden sollen. Bagdad lehnt ab. Erneut folgen irakisch-britische Angriffe auf die kurdischen Gebiete, gegen die kurdischen Peschmerga standhalten können.

1944 kommt es zu einem Waffenstillstand. 1945 flammen die Kämpfe erneut auf, und im September müssen sich die Peschmerga, unter Führung Barzanis, mit ihren Familien in den Iran zurückziehen.

1946: Aufhebung des Kriegszustandes in den kurdischen Provinzen in Nordwest-Kurdistan (Türkei).

22.01.1946: Gründung des bisher einzigen kurdischen Republik Mahabad. Präsident war Qazi Mohammed. Als im November 1946 die sowjetische Armee Schutzpatron der Republik Mahabad ihre Stellungen in Ost-Kurdistan (Nord-Iran) verläßt, dringt am 16.12.1946 die Armee des Schahs von Persien in Mahabad ein. Qazi Mohammed und weitere Mitglieder der kaum ein Jahr existierenden kurdischen Republik wurden von iranischen Militärs am 31. Mai 1947 erhängt.

Am 16. August wird von Vertretern der kurdischen Intelligenz und dem städtischen Kleinbürgertum die "Kurdische Demokratische Partei" KDP gegründet. Barzani wird, trotz Abwesenheit, zum Vorsitzenden gewählt. Von Anfang an gibt es innerhalb der Partei unterschiedliche Bestrebungen über die Zukunft Kurdistans: die einen, die eine kurdisch-arabische Bruderschaft innerhalb des Iraks anstreben, die anderen, die auf eine überregionale Lösung der KurdenFrage hinarbeitet.

1950 / 51: Kurdische Familien aus Dörfern in der Region Van werden zwangsdeportiert. In ihren Häusern werden türkische Familien aus Bulgarien und Jugoslawien angesiedelt.

1955: Bagdad-Pakt zwischen Türkei, Irak und Iran. Gemeinsame Militäroperationen gegen jede kurdische Befreiungsbewegung wurden darin vereinbart. Anfang April tritt England dem Abkommen bei. Die USA nehmen bei den Treffen einen festen Beobachterstatus ein.

1956: Der in einer unzugänglichen Gebirgsregion nördlich von Kermanshah, nahe der irakischen Grenze lebende Stamm Djuwanroj widersetzt sich den Anordnungen der Zentralregierung in Teheran. Mit massiven Militärkräften incl. Luftwaffe wird der Stamm in die Berge vertrieben, ihre Festung wird bombardiert und völlig zerstört.

1957: Nach dem Beispiel der KDP-Irak wird in Syrien die "Kurdische Demokratische Partei-Syrien" von Intellektuellen, Bauern und Arbeitern gegründet. Ziel war die Anerkennung der Kurden als ethnische Gruppe, eine Landreform und eine demokratische Regierung in Damaskus.

Eine große Anzahl der Verantwortlichen der KDP-Syrien werden 1959 verhaftet. Die Partei besteht weiterhin, spaltet sich aber aufgrund großer politischer Differenzen in viele Untergruppen und bleibt politisch wirkungslos.

1959: Ein militanter Flügel der KDP-Iran beginnt in der Gegend um Mahabad, Banah und Sardascht mit dem Guerillakampf.

1959: Mustafa Barzani von der Schwesterpartei (KDP-Irak) stellt sich an die Seite des Schah und bekämpft die Weggenossen der KDP-Iran.

Am 27. Mai 1960 putscht das Militär unter Führung von General C. Gürsel gegen die korrupte Regierung von Menderes, der hingerichtet wird.

Eine neue Verfassung, die liberaler ist als die vorherige wird verabschiedet, garantiert aber keine erweiterten Rechte für Kurden. "Kürtcülük", so wird in der türkischen Sprache der sogenannte "kurdische Separatismus" genannt, wird zum Staatsverbrechen erklärt.

1959: Aufstand in Süd-Kurdistan (Nord-Irak) unter Mustafa Barzani. Aufflammen der Kämpfe 1967/68 und ab 1976 bis in die Gegenwart, wegen Nichteinhaltung des Autonomieversprechens des Iraks.

1961: Der kurdischen Bewegung in Süd-Kurdistan (Nord-Irak) wird "Separatismus" vorgeworfen, es folgen erste Verbote von kurdischen Zeitungen. Der Generalsekretär der KDP wird wegen einer Rede vor Studenten in Bagdad festgenommen. Barzani zieht sich in die Region Barzan, die Berge nahe der türkisch-irakischen Grenze zurück.

11.09.1961: Am 11. September beginnt der bewaffnete Aufstand in Süd-Kurdistan (Nord-Irak), der nach und nach zu einer Volksbewegung der nationalen Befreiung wird. Die irakische Luftwaffe beginnt mit massiver Bombardierung kurdischer Dörfer.

1962: Die Regierung in Damaskus erläßt das Gesetzesdekret Nr. 93, wonach eine außerordentliche Volkszählung in der Provinz Djazira zulässig ist. Als Ergebnis werden 120.000 Kurden zu "Fremden" erklärt. Die syrischen Staatsbürgerrechte werden ihnen entzogen.

Um der "kurdischen Gefahr" entgegenzutreten, entwickelt die Regierung Pläne für die Einrichtung eines "arabischen Gürtels". Danach soll die ganze kurdische Bevölkerung, die entlang der türkischen Grenze lebt, auf einem 280 km langen Gebiet, 15 km breit, umgesiedelt und durch arabische Bevölkerung ersetzt werden.

1963: Am 8. Februar putscht die Baath-Partei, stürzt General Kassem und übernimmt die Macht in Bagdad. Provisorischer Waffenstillstand an der kurdischen Front.

Im Juni beginnt die irakische Armee eine neue Offensive gegen die kurdische Bewegung. Luftwaffe und Armee von Syrien (Regierung wird ebenfalls von der Baath-Partei gestellt) unterstützten die irakische Armee gegen die Kurden.

März 1963: Baath-Partei unter Führung von Michel Aflaq übernimmt die Macht in Syrien. Die Lage der Kurden verschärft sich. Im November veröffentlicht der Leiter der Provinz Djazira, eine Studie mit einem 12-Punkte-Plan für eine "Säuberungspolitik". 1970 wird Hafiz Al-Assad Staatspräsident in Syrien.

1964: Am 10. Februar wird mit Oberst Aref ein Waffenstillstand, der die nationalen Rechte der Kurden in Süd-Kurdistan (Irak) anerkennt, vereinbart. Das führt zu Streitigkeiten innerhalb der KDP-Irak.

Das politische Büro der KDP-Irak, unter Leitung von Jelal Talabani und Ibrahim Ahmed (Schwiegervater von Talabani) kritisiert Barzani. Der beruft daraufhin einen eigenen Kongreß ein und ernennt ein neues Politbüro. Das ursprüngliche Politbüro spaltet sich ab, und seine Mitglieder fliehen nach einem Angriff von Barzani-Peschmerga in den Osten des Landes (Iran).

Die Gruppe um Talabani kehrt schließlich nach Süd-Kurdistan zurück und richtet sich in der südlichen Provinz Sulaimania, dem soranisprachigen Gebiet Südkurdistans, ein. Seitdem kam es immer wieder zu innerkurdischen Kämpfen der beiden Parteien.

1965: Zum ersten Mal dürfen ausländische Besucher nach Nordwest-Kurdistan (Südost-Türkei) einreisen. Die Region war seit 1925 "für Ausländer verbotenes Militärgebiet".

1965: Gründung der Kurdischen Demokratischen Partei der Türkei, KDP-Türkei. Schon ein Jahr später wurden die beiden Vorsitzenden, Faik Bucak und Sait Elci, durch Agenten des türkischen Geheimdienstes ermordet. 1970 kam es zu einer Spaltung. Nach einer weiteren Spaltung 1979 verlor die Partei weitgehend an Bedeutung.

1967: Das "Gesetz zur Kulturpflege" bestimmt ein Verbot kurdischer Literatur und Musik in Nordwest-Kurdistan (Türkei)

1967 / 68: Spaltung innerhalb der KDP-Iran: Eine von den Ideen der weltweiten nationalen Befreiungsbewegungen, besonders von Che Guevara beeinflußte Gruppe kritisiert die passive Haltung der Partei und deren enge Anbindung an die KDP-Irak, die massive Unterstützung vom persischen Schah erhält.

Die Gruppe kehrt in den Iran zurück und bildet bewaffnete Guerillaeinheiten. In Frühjahr 1968 werden ihre führenden Kader, darunter der Priester Mala Avara, der Student Abdullah Moini und der Elektroingenieur Sharif Zadeh getötet. Die Peschmarga der KDP-Irak von Barzani beteiligt sich zusammen mit der persischen Armee aktiv an der Verfolgung der revolutionären Gruppe.

1969: Gründung der "Revolutionären Kulturvereinigungen des Ostens" in mit dem Ziel, die türkische und Weltöffentlichkeit über das kurdische Frage und über die Repressionen in den kurdischen Regionen zu informieren. Massives Vorgehen der türkischen Armee gegen diese Kulturvereinigungen in den folgenden Jahren.

1970: Am 11. März wird eine kurdisch-irakische Vereinbarung (Märzmanifest) über die "Autonomie Kurdistans" unterzeichnet.

Laut Abkommen sollen fünf kurdische Vertreter Kabinettsminister in Bagdad werden. Eine Landreform soll durchgeführt werden. Gesundheitsversorgung und Erziehungswesen sollen auf die entlegensten Flecken ausgeweitet werden. An den Schulen sollen kurdisch gelehrt, eine kurdische Akademie der Wissenschaften gegründet werden.

Doch ist die Zentralregierung in Bagdad nicht bereit, die kurdischen Forderungen nach Kontrolle der Erdölgebiete um Kirkuk und Kanaqin zu erfüllen. Die folgenden Jahre sind von ständigen Angriffen, Attentaten auf kurdische Führer und einer Politik der Arabisierung geprägt. Der Autonomiestatus Südkurdistans existiert de facto nicht.

1971: Der 1939 geborene türkische Soziologe Dr. Ismail Besikci befaßt sich seit 1961 wissenschaftlich mit der kurdischen Frage in der Türkei. Er verlor aufgrund seiner engagierten Forschungen 1971 seine Professur an der Universität Ankara. Im gleichen Jahr wurde er zum ersten Mal festgenommen. 1974 freigelassen, veröffentlichte er in den folgenden Jahren eine Vielzahl von Untersuchungen zur kurdischen Frage. Fast jede seiner Schriften wurde kriminalisiert und verboten. Seit 1978 befand sich Besikci aufgrund seiner wissenschaftlichen Arbeit mehr im Gefängnis als in Freiheit. Zuletzt wurden 1990 in einem Verfahren insgesamt 45 Jahre Haft gefordert. Weitere Strafverfahren gegen ihn sind anhängig. 1993 wurde er erneuert ins Gefängnis gesteckt und Oktober 1999 auf Bewährung freigelassen.

12.03.1971: Am 12. März putscht das Militär unter Führung von General Tagmac und Nihat Erim in der Türkei erneut. Linke Parteien und Organisationen werden verboten. Mehrere tausend Menschen werden verhaftet und eingesperrt.

1972: Deportation von mehr als 3.000 Bauern aus der Provinz Hakkari Nordwest-Kurdistan (Südost-Türkei).

1972: Gründung der ersten kurdischen Universität, nach der Vierteilung (1923) in Sulaimania, Süd-Kurdistan (Nord-Irak).

1974: Gründung der Sozialistischen Partei Kurdistans, Türkei (PSK-T) in Ankara. Herausgabe verschiedener Zeitungen in kurdisch und türkisch. Nach Verhängung des Ausnahmezustandes 1978 stellt die Organisation in der Türkei ihre Arbeit ein. Die meisten Mitglieder gehen nach Europa ins Exil, wo sie heute unter dem Namen KOMKAR arbeiten.

März 1974: Im März verkündet Bagdad ein "Gesetz über die kurdische Autonomie", was aber weit weniger Rechte für Kurden vorsieht als 1970. Der Krieg spitzt sich zu. Es kommt zu heftigen Kämpfen, bei denen irakische Artillerie zur Verstärkung der kurdischen Fronten angreift. Hunderttausende von Dorfbewohnern fliehen in iranische Flüchtlingslager.

30.04.1974: Hinrichtung der 19-jährigen Leyla Kassim und vier weiterer Studenten nach schweren Folterungen wegen "Begünstigung und Gutheißung der separatistischen Bestrebungen" in Süd-Kurdistan (Irak).

1975: Zwischen den kurdischen Städten Amouda und Derik Südwest-Kurdistan (Nord-Syrien) werden in der Provinz Djazira 40 neue Dörfer gebaut. 7.000 arabische Bauernfamilien werden dort angesiedelt und bewaffnet. Seit 1968 haben mehr als 30.000 Kurden die Provinz verlassen und im Libanon oder im Landesinneren von Syrien versucht, eine neue Existenz aufzubauen.

05.03.1975: Algier-Abkommen zwischen Iran und Irak, die u.a. die Einstellung iranischer Waffenhilfe an die Südkurden (Irak) beinhaltet. Daraufhin beginnt Bagdad eine mörderische Offensive am 8. März.

01.06.1975: Am 1. Juni wird in Berlin-Dahlem die Patriotische Union Kurdistans, PUK gegründet. Führer der PUK ist seitdem Jelal Talabani.

Entlang der iranischen und türkischen Grenze wird ein zehn bis zwanzig Kilometer breiter Streifen von den irakischen Behörden menschenleer gemacht. Ganze Dörfer werden evakuiert. Die südkurdische Bevölkerung wird in strategischen Dörfern oder Lagern angesiedelt.

Junge Kurden, unterstützt von städtischer Intelligenz, organisieren in den Bergen den bewaffneten Widerstand gegen die Deportationen.

1977: Gründung der KUK, Partisanen der Nationalen Befreiung Kurdistans und Gründung der Partei "Rizgarî" (Befreiung) in Nordwest-Kurdistan (Türkei).

1978: Der alte Mullah Mustafa Barzani zieht sich, schwer an Krebs erkrankt, in die USA ins Exil zurück. Er stirbt dort 1979. Seine Nachfolge treten seine Söhne Idris und Masud Barzani an. Nach dem Tod von Idris Barzani 1987 führt Masud Barzani die KDP-Irak allein.

27.11.1978: Am 27.11.1978 wird die Gründung der Arbeiterpartei Kurdistans, PKK (Partîya Karkêren Kurdîstan) im Dorf Fis bei Landkreis Lice in Diyarbakir bekanntgegeben. Vor der Gründung war die Partei als "Apocular" bekannt, die von 1974 bis 1978 ideologisch, politisch und soziologische Untersuchungen zu der kurdischen Gesellschaft durchführten. Gründer, Vorsitzender, Stratege und Ideologe der PKK ist seit der Gründung Abdullah Öcalan.

1976 wurde der Beschluß gefaßt, die politische Arbeit in Kurdistan aufzunehmen. Die Kader verteilten sich auf die Regionen Elazig, Dersim, Antep, Pazarcik, Urfa und Serhat.

Am 18.05.1977 wurde Hakki Karer Mitglied der Apocular in Antep durch Angehörige der Partei (Stêrka Sor) erschossen.

21.03.1982: Mazlum Dogan, Mitbegründer und Mitglied des ZK der PKK verbrennt sich aus Protest gegen die physischen und psychischen Foltern gegen die Gefangenen im Gefängnis von Diyarbakir, nachdem er am 1.10. 1979 gefangen genommen wurde.

17.05.1982: Ferhat Kurtay, Esref Anyik, Mahmut Zengin und Necmi Öner verbrennen sich aus Protest im Gefängnis von Diyarbakir.

14.07.1982: Anfang des Großen Hungerstreiks (Todesfasten) der kurdischen politischen Gefangenen im Gefängnis von Diyarbakir. M. Hayri Durmus, Akif Yilmaz, Ali Cicek und Kemal Pir sterben an Folgen des Hungerstreiks.

20.-25.08.1982: 2. Kongreß der PKK findet an der Grenze zu Jordanien, in einem PFLP-Ausbildungslager statt. Wichtigster Beschluß: Rückkehr nach Kurdistan.

15. August 1984: Durch den Angriff und Besetzung der Kreisstädte Eruh und Semdinli wurde der Beginn des bewaffneten Kampfes gegen den Türkischen Staat bekanntgegeben.

21. März 1985: Gründung der Nationalen Befreiungsfront Kurdistans, ERNK (Eniya Rizgarîya Netewa Kurdistan). Sie ist die ausschließlich politisch arbeitende Frontorganisation der PKK. Ihr gehören heute eine Vielzahl gesellschaftlicher Vereine an, Jugend –und Frauengruppen, auch verschiedene religiöse Interessengruppen der Islamisten, Alewiten, Yeziden, Assyrer sowie Journalisten –und Juristenverbände und Künstler –und Intellektuellengruppen und der kurdische Unternehmerverband.

28.03.1986: Der Kommandant der Nationalen Volksbefreiungsarmee Kurdistans ARGK, Mahsum Korkmaz (Agit) wird bei einem Gefecht mit der türkischen Armee im Berg Gabar gefallen.

25.-30.10.1986: 3. Kongreß der PKK findet in Helve-Militärlager im Libanon statt. Der Kongreß entschied, daß die HRK zu ARGK (Artesa Rizgariya Gele Kurdistan) Nationale Volksbefreiungsarmee Kurdistans umgewandelt wird.

26.-31.12.1990: 4. Kongreß der PKK findet in Kurdistan, ohne Teilnahme des Vorsitzenden der Partei Abdullah Öcalan statt.

17.03.1993: Der Vorsitzende der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), Abdullah Öcalan verkündet in Libanon den 1. einseitigen Waffenstillstand. A. Öcalan erklärte, daß die PKK bereit ist, die Kurdistan-Frage auf politischem Wege zu lösen und eine Zeit friedlicher Verhandlungen zu beginnen.

8.-27.01.1995: 5. Kongreß der PKK findet statt.

23.01.1995: PKK reicht beim Internationalen Roten Kreuz und beim Schweizer Außenministerium eine vom Vorsitzenden der PKK, Abdullah Öcalan unterzeichnete Deklaration ein. Darin erklärte die PKK, daß sie alle Paragraphen der Genfer Konvention (Sammelbegriff für eine Reihe von internationalen Verträgen zum Schutz der Kriegsopfer) vom 12.08.1949 mit dem Zusatzprotokoll 1977/1 einhalten will.

14.12.1995: Abdullah Öcalan, rief in einer Sendung des kurdischen Fernsehsenders Med-TV den 2. einseitigen Waffenstillstand der PKK nach 1993 aus. Öcalan sagte: "Der von der Türkei geführte sinnlose Krieg schadet unseren Völkern. Dieser hat beiden Völkern ideelle und materielle Verluste zugefügt, sowie den Weg für jegliche Entwicklungen verschlossen. Da dieser Krieg keine grundlegende Lösung für die Konflikte sein kann, möchten wir unseren guten Willen durch die von uns getroffene Entscheidung für einen Waffenstillstand bekräftigen".

Am 01.08.1998 verkündet der Vorsitzende der PKK, Abdullah Öcalan während einer internationalen Telekonferenz im kurdischen Sender Med-TV den 3. einseitigen Waffenstillstand der Arbeiterpartei Kurdistans nach 1993 und 1995. Vom 1. September 1998 an, dem "Weltfriedenstag", sollen die Waffen der ARGK, Nationale Befreiungsfront Kurdistans ruhen.

12.11.1998: Ankunft des Vorsitzenden der PKK, Abdullah Öcalan in Rom / Italien, um eine friedliche und demokratische Lösung der Kurdenfrage unter Beteiligung der Europäer zu erreichen. Nach vielen Gesprächen und Abmachungen verläßt Öcalan am 16. Januar 1999 zunächst mit unbekanntem Ziel Italien.

15.02.1998: Abdullah Öcalan wird in einer Geheimdienstoperation aus Kenia in die Türkei entführt.

29.06.1999: Das Türkische Staatssicherheitsgericht verurteilt Abdullah Öcalan zu Tode. Öcalan stellt in seiner Verteidigung grundlegende Lösungsmöglichkeiten der Kurdenfrage und spricht von einer "Demokratische Republik".

02.08.1999: Abdullah Öcalan ruft die PKK auf, ab dem 1. September (Weltfriedenstag), den bewaffneten Kampf in der Türkei einzustellen und alle bewaffneten Einheiten aus dem türkischen Staatsgebiet abzuziehen.

Nacheinander erklären der Präsidialrat der PKK, die Nationale Volksbefreiungsarmee Kurdistans (ARGK) und die Nationale Befreiungsfront Kurdistans (ERNK) die Erklärungen von Abdullah Öcalan zustimmen und sich aus türkischem Staatsgebiet zurückziehen werden.

1978: Massaker in Maras an Kurden alevitischer Glaubensbekenntnis durch türkische Faschisten (Graue Wölfe), die vom türkischen Geheimdienst unterstützt wurden. 111 Menschen wurden bestialisch getötet. Wenige Tage später wurde der Ausnahmezustand in acht kurdische Provinzen verhängt.

Februar 1979: Der Schah von Persien wurde gestürzt. Ajatollah Khomeini übernimmt die Macht. Wie viele andere Oppositionsgruppen des Landes hatten die Kurden gehofft, unter der neuen Regierung der Mullahs mehr Autonomie zu erlangen; wie bei den meisten wurden ihre Erwartungen enttäuscht. Bis zur Machtübernahme der Mullahs hatten die Kurden sie unterstützt. Khomeini selbst hatte den ihm zur Seite stehenden Volksgruppen mehr Rechte zugesagt.

Als sich das Regime in Teheran konsolidiert hatte, ging die Armee gegen die Kurden vor. Vor allem Anfang der achtziger Jahre mehrere zehntausend Kurden den Kämpfen zum Opfer.

1980: Am 12 September 1980 putscht das Militär unter General Kenan Evren zum dritten Mal in der Türkei. Der Putsch wurde unterstützt von der NATO und der USA, die mit dem Sturz des Schah von Persien einen Bündnispartner verloren hatte. Die NATO stationierte schnelle Eingreiftruppen im Herzen Kurdistans, in Van und Batman.

Evren begründete den Putsch mit: "zu den Quellen des Kemalismus zurückzukehren" zu wollen und "die separatistische Umtriebe zu bekämpfen".

Der Putsch richtete sich eindeutig gegen die aufkeimende kurdische Befreiungsbewegung und linke und kommunistische Kräfte. Tausende von politischen Gefangenen wurden gefoltert und zum Tode verurteilt. Die PKK zieht sich vorzeitig und befristet in den Libanon zurück. Türkische und kurdische oppositionelle Gruppen gehen ins Exil, die meisten nach Europa.

23.09.1980: Beginn des ersten Golfkrieges zwischen Irak und Iran (23.09.1980 bis 18.07.1988), der vor allem auf dem Gebiet der Kurden tobt. 1987: Durch die Unterstützung der kurdischen Guerillatruppen erringt das iranische Militär an der Nordfront einen Sieg über die irakischen Truppen. Bagdad revanchiert sich mit Giftgasangriffen auf das Hauptquartier der PUK und weitere Dörfer in Süd-Kurdistan.

1981: Streitigkeiten zwischen der PUK und der KDP-Irak bestimmen die politische Landschaft in Süd-Kurdistan (Nord-Irak). 1981 kommt es sogar zu bewaffneten Zusammenstöße zwischen beiden Parteien.

1983: KP-Iran auch "Komala", (das kurdische Wort für Zusammenschluß) wird gegründet. Einzelne Gruppen kämpften seit Ende der 70er Jahre auch bewaffnet gegen die Zentralregierung in Teheran. Die Komala hat auch Frauen bei ihren Peschmerga-Einheiten. Mitte der 80er Jahre bewaffnete Auseinandersetzungen -wegen ideologische Differenzen –mit der KDP-Iran. Heute ist Komala relativ schwach.

1984: Kämpfe zwischen der KDP-Iran und KDP-Irak in den Bergen des Dreiländerecks Irak-Türkei-Iran.

15. August 1984Durch den Angriff und Besetzung der Kreisstädte Eruh und Semdinli wurde der Beginn des bewaffneten Kampfes der Arbeiterpartei Kurdistans, PKK gegen das türkische Regime bekanntgegeben.

09.09.1984: Der kurdische Regisseur, Filmemacher und Schauspieler Yilmaz Güney ist im Alter von 47 Jahren in Paris an Magenkrebs gestorben. 1982 wird der Film "Der Weg" mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet.

April 1985: Die türkische Regierung führt das Dorfschützersystem ein. Dorfschützer sind bewaffnete Milizen aus feudal-reaktionären kurdischen Stämmen, die für Geld die Dörfer und Gendarmeriestationen überwachen um sie vor der Guerillaeinheiten zu schützen.

1986: Der 1986 von Angehörigen von Gefangenen, Intellektuellen, Juristen, Wissenschaftlern und Geschäftsläuten gegründete türkische Menschenrechtsverein IHD ist bemüht, zunehmende Menschenrechtsverletzungen in der Türkei und in Nordwest-Kurdistan zu dokumentieren und etwas entgegenzusetzen.

Zu den Aufgaben gehörten außerdem die moralische und materielle Unterstützung von Gefangenen und Untersuchungshäftlingen sowie die Organisierung von Seminaren, Konferenzen oder Demonstrationen. Unzählige Male wurden die IHD-Büros bereits ohne gerichtlichen Beschluß durch die türkische Polizei und Staatskräfte geschlossen. Insgesamt sind nach Angaben der IHD bislang 14 seiner Mitglieder ermordet worden.

1986: Sowohl in Damaskus als auch in Afrin greifen syrische Polizeieinheiten mit Waffen kurdische Newroz-Feiern an. In Damaskus wird ein Kurde getötet, in Afrin drei Menschen. Zu der Beerdigung kommen 40.000 Kurdinnen und Kurden. Wieder greift die Polizei ein: 80 Personen werden festgenommen.

Verband der Patriotischen Frauen Kurdistans (YJWK) wurde gegründet. YJWK kämpft für ein befreites Kurdistan und für die Befreiung der kurdischen Frau.

1988: Spaltung der KDP-Iran. Es gibt unterschiedliche Ansichten zum Verhalten gegenüber der iranischen Zentralregierung: Während die einen für Verhandlungen eintreten, lehnen die anderen solche Gespräche –zu dem Zeitpunkt –rigoros ab. Es gründet sich neben der KDP-Iran die KDP-Iran, Revolutionäre Führung.

1987 / 88: Die Anfall-Operation der irakischen Armee beginnt gegen die nicht kontrollierten kurdischen Siedlungsgebiete, im Verlauf der acht Anfall-Offensiven wurden unter systematischem Einsatz von Giftgas Hunderte von Dörfern zerstört und nach kurdischen Schätzungen 180.000 Menschen verschleppt bzw. getötet.

16.03.1988: Die kurdische Stadt Halabja wurde von irakischen Bombern mit Giftgas (C-Waffen) angegriffen. Über 5.000 Kurden meist Frauen, Kinder und alte Menschen starben einen qualvollen Tod, Zehntausende wurden verletzt.

14.07.1989: Tödliches Attentat auf den Generalsekretär der KDP-Iran, Abdul Rahman Ghassemlou, in Wien. Zusammen mit zwei weiteren kurdischen Vertretern hatte er sich mit einem inoffiziellen Vertreter der Teheraner Regierung getroffen.

1990: Unter dem Vorwand, sie böten der Guerilla Unterschlupfmöglichkeiten verbrennt die türkische Armee mehrere Waldregionen in Nordwest-Kurdistan.

Frühjahr 1990: "Serîhildan" Volksaufstände in Nordwest-Kurdistan (Türkei). Am 14.03.1990 in Nusaybin. Am 20.03.1990 in Cizre. Am 25.01.1991 in Kulp-Lice bei Diyarbakir. Türkische Armee ging massiv gegen die Menschen vor.

21.03.1990: Die kurdische Medizinstudentin Zekiye Alkan verbrennt sich aus Protest gegen den Vernichtungskrieg des türkischen Staates gegenüber der kurdischen Bevölkerung in Diyarbakir.

07.06.1990: Gründung der Partei des Volkes (HEP). Am 14.07.1993 wurde die Ansprache des Vorsitzenden der HEP, Fehmi Isiklar, zum Anlaß genommen, die Partei zu schließen.

Am 07.05.1993 wurde die Demokratie Partei (DEP) gegründet. Auch gegen die DEP wurden die Repressionen unvermindert fortgesetzt. Die Provinz –und Kreisgebäude der Partei wurden bombardiert, die Festnahme und Folterungen der Parteiführung sowie Mitglieder wurden verstärkt. Am 16. September 1994 wurde der Vorsitzende der DEP, Yasar Kaya festgenommen und im Gefängnis gesteckt. Am 16. Juni 1994 wurde schließlich die DEP verboten. Insgesamt 24 Parteiführer und Mitglieder, der darunter auch Abgeordnete, Opfer von "unaufgeklärten Morden" geworden.

Die Demokratiepartei des Volkes (HADEP) wurde am 11.05.1994 gegründet. Repressionen, Folter, Drohungen und Mord wurden auch gegen die HADEP fortgesetzt. Parteizentralen in Izmir und Hatay bombardiert, Parteibüro in Iskenderun überfallen. Ganze Parteiführung verhaftet und mehrere Monate lang ins Gefängnis gesteckt. 16 Parteimitglieder der HADEP wurden Opfer von "unaufgeklärten Morden" geworden.

11.09.1990: Türkische Armee tötet am 11. September 14 Maultiere und Esel. Der Vorwand hierfür ist, daß mit diesen Tieren der Guerilla Proviant in die Berge gebracht würde. (Quelle: Yüzyil, 23.09.1990 und IHD Bericht vom 11.11.1990).

Auch Scharfe, Ziegen und Kühe wurden massenweise getötet, um der kurdischen Bevölkerung seiner einzigen Einnahmequelle zu entwenden und es so zur Migration zu zwingen.

1990: Das 1. und 2. türkische Staatssicherheitsgericht in Diyarbakir verurteilt 105 Kinder im Alter von 11 bis 17 Jahren zum Tode. (Quelle: Günes, 22.12.1990)

Dutzende Kinder zwischen 11 und 17 Jahren aus Kurdistan werden in den Gefängnissen des türkischen Regimes unter Folter und Repression gefangengehalten. Die meisten von ihnen werden gefangengehalten, weil sie den nationalen Befreiungskampf unterstützen, der Guerilla Nahrungsmittel gebracht, die Befehle und Anordnungen der türkischen Sicherheitskräfte nicht befolgt, kurdische Lieder gesungen oder Soldaten und Polizisten mit Steinen beworfen haben.

1991: Am 17. Januar greifen alliierte Truppen den Irak an, da der Irak am 2. August 1990 in Kuwait einmarschierte. Die USA signalisieren den Kurden, sie sollten einen Aufstand gegen Bagdad beginnen. Erbil und Dohuk werden schnell unter kurdische Kontrolle genommen.

Am 27. März gehen die irakischen Truppen zu einer Offensive über. Die Kurden müssen zurückweichen. Mit dem Fall von Sulaimania beginnt April 1991 eine Massenflucht der kurdischen Bevölkerung vor dem Angriff irakischer Truppen in den Irak, Iran und die Türkei.

Die Türkei berichtet von 250.000 südkurdischen Flüchtlingen auf ihrem Territorium. Allerdings hält sie die Flüchtlinge in den Bergen fest. Die Zahl der Flüchtlinge steigt ständig. Täglich sterben in den provisorischen Lagern bis zu 1.000 Menschen.

Durch die Einrichtung der Alliierten Schutzzone wurden die Flüchtlinge aus der Türkei in den Süden (Nordirak) zurückgeführt.

12.04.1991: Verband der StudentInnen aus Kurdistan (YXK) wurde nach einigen Vorbereitungstreffen am 12.04.1991 in Bochum gegründet. An der Gründungsveranstaltung nahmen über 75 Studierende aus 16 Hochschulen der Bundesrepublik und anderen europäischen Staaten teil. Mittlerweile gehören dem Dachverband 25 Ortsverbände aus 23 Städten an.

Hauptaufgabe und Ziel des Verbandes ist die Öffentlichkeitsarbeit über Kurdistan an der Hochschulen. Unter anderem kurdische als auch andere StudentInnen und HochschullehrerInnen zu sensibilisieren, StudentInnen bei ihren akademischen Problemen behilflich zu sein und Möglichkeiten im kulturellen Bereich zu schaffen. Der Verband bietet den StudentInnen aus Kurdistan die Möglichkeit Anschluß zu finden zu ihrem Land, ihrer Kultur und der Sprache.

Die Verbandszeitschrift Ronahî erscheint vierteljährlich überwiegend in deutscher, zum Teil in kurdischer und türkische Sprache.

08.07.1991: Vedat Aydin, Vorsitzender der Arbeiterpartei des Volkes (HEP) in Diyarbakir und Vorstandsvorsitzender der örtlichen Sektion des Menschenrechtsvereins (IHD) wurde am 5. Juni 1991 von den Spezialeinheiten aus seinem Haus geholt, bis zur Unkenntlichkeit mißhandelt und dann ermordet.

Der Leichnam von Vedat Aydin wurde am 8. Juni 1991 unter einer Brücke auf einer Landstraße gefunden. An der Trauerfeier am 10. Juni 1991 im Zentrum von Diyarbakir nahmen über 100.000 Menschen teil. Durch den Kugelhagel der Spezialteams, Kommandoeinheiten und der Polizei wurden 11 Menschen getötet und mehrere Hundert verletzt.

1992: Bei den Newrozfeierlichkeiten in Kurdistan erschießen die türkischen Streitkräfte über 100 Kurdinnen und Kurden. Ausländische Beobachter berichten von dem Einsatz deutscher Waffen gegen die kurdische Zivilbevölkerung.

Rahsan Demirel, eine 17jährige Kurdin, verbrennt sich aus Protest gegen den Krieg des türkischen Staates in Kurdistan.....

Weiterlesen könnt ihr in Teil 2 der kurdischen Geschichte.

Quelle:Kurdistan.de

Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.10.2010 23:24.

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